A review of the Liechtenstein concert, July 5, 2014 – Volksblatt, Montag, 7. Juli 2014

2014.07.07_VB1“SoloDuo” zum Auftakt der 22. Ligita

Das Publikum im bis auf den letzen Platz gefüllten Eschner Gemeindesaal kam gleichsam in den Genuss von Gitarrenarrangements bekannter klassischer Melodien und so brillant wie klug dargebotenen Juwelen aus dem reichen Fundus der moderner Gitarrenliteratur.

Lorenzo Micheli und Matteo Mela, die seit Jahren als “SoloDuo” in den grossen Konzertsälen der Welt auftreten und als virtuose Meistergitarristen gefeiert werden, suchten mit einem populären Ohrwurm aus der Opernwelt, der Ouvertūre zu Rossinis “Elisabetta,  Regina d’Inghilterra”, den Zugang zum Publikum. Den mehrfach ausgezeichneten Instrumentalisten gelang das Kunststück, die emotionale Wucht eines Opernensembles durch das Spiel auf zwei mal sechs Saiten anzudeuten und erfahrbar zu machen, indem sie die klanglichen Möglichkeiten ihrer Gitarren filigran ausschöpfen.

Alexander Tansmans äusserst anspruchsvolle Sonatina, 1952 für eine Gitarre komponiert, bald mit dem Etikett “unaufführbar” versehen und über Jahrzehnte gemieden, bewältigten Micheli und Mela dank herausragender technischer Sicherheit mit Bravour. Ein grosser Ligita-Moment: noch nie zuvor – wir dürfen Lorenzo Micheli glauben – ist die Tansman-Sonata in Europa öffentlich gespielt worden. Das Duo spannte den Bogen über Mario Castelnuovo-Tedescos “Les guitares bien tempérées” hin zu André Jolivets “Sérénade pour deux guitares”, deren komplexe Tonsprache dem Zuhörer zunächst wenig Halt bot, ihn, gleichwohl in einen Strom rhythmischer Furiosität hineinriss. Beethovens Sonata quasi una fantasia op. 27, besser bekannt als “Mondscheinsonate”, kam als fulminantes Finale daher, von Micheli und Mela meisterlich, voller Zartheit und grosser Leidenschaft zelebriert.

Den enthusiastischen Beifall des ergriffenen Eschner Publikum nahmen Lorenzo Micheli und Matteo Mela in ihrer angenehm zurückhaltenden Art entgegen. Gerne darf sich dieses Duo in die Reihe jener Rückkehrer fügen, deren Namen OK-Präsident Elmar Gangl so gerne ausspricht.

Volksblatt – Die Tageszeitung für Liechtenstein – Montag, 7. Juli 2014